Liedermacher Klaus Hoffmann mit Brel-Abend im Staatstheater Braunschweig
Charismatisch trat der Liedermacher Klaus Hoffmann im Braunschweiger Staatstheater auf. Zeitweise stand das Zeitpendel still.
Von Aneka Schult
BRAUNSCHWEIG. Noch gar nicht so lang sind sie her, die “wilden Jahre”. Verruchte Kneipen, tiefe Gespräche und wahre Musik. Sagen die Gereiften. Es gab die Knef. Hits von Bob Dylan schwirrten einem im Ohr. “Doch der sang von Baumwollfeldern. Was sollte ich vom Kiez mit Baumwollfeldern? Dann hörte ich Brel…”. Seitdem kam der Berliner Liedermacher Klaus Hoffmann, Jahrgang 1951, der in den Sechzigern seine Karriere als Troubadour in den Szeneclubs begann, von dem französischem Chansonier par excellence, der eigentlich Belgier war, nicht mehr los.
Am Sonnabend gastierte der charismatische Sänger und Schauspieler mit den grau-blonden Schläfen im Braunschweiger Staatstheater. Rund sechshundert Zuschauer saßen entfesselt in ihren Sitzen und ließen sich fortreißen in eine Welt aus Gosse und Schnaps, Männer, Frauen, Liebe, Leid, Sehnsucht und Lust – immer erfüllt von samtenem Pathos, Theatralik und Melancholie.
Hoffmann gab alles. Brel und sich selbst, sein Empfinden, seine Kraft. Er war Träumer, Männerfreund und Lebemann, Genießer und Beweiner der Liebe. Begleitet von seinem exzellenten Pianisten Hawo Bleich packte er die Zuhörer, wühlte sie auf. Zwischen den Interpretationen bekannter Chansons des Belgiers wie “Adieu Emile”, “Marieke”, “Der Säufer”, “Amsterdam” oder “Bitte geh’ nicht fort” (Ne me quitte pas), die nie Imitationen Brel´scher Couleur waren, sondern immer erfühlte Geschichten, verband Hoffmann Anekdoten aus dem Lebens seines auserwählten musikalischen Vor-Läufers mit erinnertem Strandgut seiner eigenen künstlerischen und sehr privaten Argonautenfahrt.
Mit, wörtlich gesprochen, atemberaubendem Körpereinsatz, subtiler wie stürmischer Gestik, Nonchalance und brachialer Zartheit verlieh Hoffmann seinen Stücken Kraft und Authentizität. Leger tanzte er über die Bühne, brachte sein schauspielerisches Talent mit ein und spielte als eine der Zugaben ergreifend den Bonbonmann.
Als Höhepunkt überraschte Hoffmann mit einem Ehrengast, lud seinen “Freund und Bruder” Reinhard Mey zu sich auf die Bühne. Locker sprang der beliebte Barde aus der Zuschauermasse und stimmte mit Hoffmann seinen “Orpheus” an. Da stand das Zeitenpendel still, wurde es sentimental. Goethes Faust – er hätte seinen Augenblick. In Lederjacke und Anzug feierte sich die Musik. Ein großer Abend. Das Publikum dankte mit Standing Ovation und viel Applaus.
Tipp: Am 20. November tritt Klaus Hoffmann in Hannover auf.
1 Kommentar
Der Abend war großartig. Ein spannendes Detail möchte ich noch erwähnen: Am Ende stieg aus dem Publikum Reinhard Mey auf die Bühne, und die beiden gaben ein Duett.