Öffentliche Präsentation “Werkstatt Sakraler Raum” in Winsen
WINSEN. “Werkstatt Sakraler Raum”: Die Betonung liege auf “Werkstatt”, seien doch weder Kunstwerke, noch Theateraufführungen zu bestaunen. Was Heinz Schlage, ehemaliger Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, einleitend zur Ergebnis-Präsentation der Werkstattwoche in der St. Johannes-der-Täufer-Kirche in Winsen meinte, war: Der Werkprozess sei “nicht vollendet, sondern geht immer weiter”. Wer von den Gästen aber eine Rumpelkammer erwartet hatte, lag dennoch falsch.
Werkstatt musste hier verstanden werden als Ideenschmiede, Probebühne und Künstleratelier, wobei der Sakralraum den Werk-Schaffenden seine Aura zur Verfügung stellte.
Was die sechs auch theologisch ambitionierten Teilnehmer der Künstlergruppe, die “nur mit einem Handtuch und ohne Requisiten” angereist waren, als abschließendes Zwischenergebnis zeigten, war etwas wirklich Sehenswertes, das auch überregional Beachtung verdient hätte.
Eindrucksvoll gab sich Andreas Lohrey, Pfarrer in Lehre und seit Jahren mit Lichtraumprojekten in Kirchen tätig, bis auf den geschützten Lendenbereich entblößt, als Inbegriff des Menschen. Stehend vor dem Altar zelebrierte er eine Art Selbst-Kasteiung, die an das Christus-Martyrium erinnern mochte. Indem er sich mit weißer Farbe übergoss – ein Akt, den eine überdimensionierte Videoszene zeitversetzt vorwegnahm – spielte der anschließend Gesalbte mit Bildern der christlichen Vorstellungswelt.
Da die Präsentation durch die Begehung wechselnder Orte zu erfahren war, hieß es für die Besucher auch, die museale Dokumentation besagter Fundstücke, wie Bügeleisen oder Kehrblech, auf der Empore zu durchwandeln, um anschließend der bedeutungsvollen Reinigungsszene mit Bernd Hillringhaus vom Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover als Kooperationspartner der Performance beizuwohnen. Barfüßig durchschritt dieser das mittig durchs Kirchenschiff verlaufende, am Bronze-Taufbecken endende Wasserbad, erfühlte des Wassers Geheimnis und trug eine Hand voll davon. Für archaische Vibrationen sorgte Ellen Maria Kienhorst mit einer Bach-Solo-Suite und fein dosierten Violincello-Improvisationen.
erschienen in der Celleschen-Zeitung am 05.11.2005
1 Kommentar
Hallo,
schoenes Projekt. Viel Glueck damit.