Ausstellung “Auf der Spitze des Eisbergs. Neue Fotografie aus Finnland” im Kunstmuseum Wolfsburg – In einer weiteren länderspezifischen Fotografieausstellung, die unter der Schirmherrschaft des Botschafters von Finnland, Seiner Exzellenz Harry Helenius steht, präsentiert das Wolfsburger Kunstmuseum sechs Positionen der “Helsinki School”.
WOLFSBURG. Kühle Konzeptionalität und stille Emotionalität seien die beiden Koordinaten, zwischen denen sich die Ausstellung “Auf der Spitze des Eisbergs. Neue Fotografie aus Finnland” im Wolfsburger Kunstmuseum bewegt. So umriss es Museumsleiter Markus Brüderlin.
Das “ideelle Dach”, unter dem sich die sechs gezeigten fotografischen Positionen sammeln, wie es Rita Werneyer, Leiterin Kommunikation im Kunstmuseum, nannte, ist die “Helsinki School”, eine Gruppe von Künstlern, die an der University of Art and Design in Helsinki gelehrt oder studiert haben.
Wenn heute von einer Schule die Rede ist, wittern Kunstinvolvierte schnell einen Marketing-Hype. Andererseits gab und gibt es Künstler, so das Fotografen-Ehepaar Becher, die sich von einer Gruppenidentität bewusst distanzieren. Den finnischen Künstlern, das zeigten die Gespräche, geht es jenseits allzeit brauchbarer Vermarktungsmechanismen vor allem um die Arbeit im Team, nach dem Motto: “I am because we are.” Die Potentiale, die im gegenseitigen Austausch stecken, dominieren.
Dabei lässt sich nach einer künstlerischen Hauptlinie in den ausgestellten 89 Arbeiten suchen. Eher sei es “the attitude”, eine gewisse Grundhaltung, innere Einstellung, die die Mitglieder der Helsinki School als “verwandt” auszeichnet. Kurator Holger Broeker hat die ausgewählten Fotografien in drei Kategorien eingeteilt. Die Werke von Pertti Kekarainen und Ola Kolehmainen hantieren mit der Wahrnehmung von Architektur. Kekarainen erkundet Räume, dringt vor in die gläserne Dreidimensionalität, wobei er auch die malerische Membran durchbricht. Seine die Ausstellung eröffnenden Werke aus der “TILA”-Serie erinnern, diffus zwar, doch neoplastisch an Mondrians Bildräume. Kolehmainen sieht in der Architektur das Rohmaterial für seine minimalistischen Bildtransformationen. Eine Arbeit erwarb das Museum für seine Sammlung.
Anni Leppälä und Pernilla Zetterman nähren ihre Werke mit der eigenen Biografie. So fängt Leppälä auf poetische Weise private wie zeitentrückte Augenblicke ein, fasziniert von der Magie des gewesenen Moments.
Joakim Eskildsen hat für ein Buchprojekt, gemeinsam mit seiner Frau, der schwedischen Autorin Cia Rinne, Romas in sieben Ländern aufgesucht, Tiina Itkonen hat die eisige Einsamkeit der Eskimos in Grönland stillgestellt.
Zu sehen im Kunstmuseum Wolfsburg, Hollerplatz 1, bis zum 24. Mai 2009, dienstags 11 bis 20 Uhr, mittwochs bis sonntags, 11 bis 18 Uhr.