“Disch is der Blues” erklärte der Schwabe in der Kartoffelscheune auf Wietfeldts Hof

Von Aneka Schult

BENNEBOSTEL. “Disch is der Blues” und als solcher ein “urschäbsches Phänomen”, erklärte Michael Krebs und untermalte die Worte am Klavier in der Kartoffelscheune auf Wietfeldts Hof. Desch is nämlisch so. Wenn der Schwabe aus dem Dörfli tapst und die Landesgrenze übertritt, packt ihn der Blues. Krebs wird es wissen, den Exilschwaben hat es nach Hamburg verschlagen.

“Vom Wunderkind zum Spätentwickler” hieß es am Freitagabend, nur ganz klar war nicht, wo man Krebs einordnen soll. So, wie er sein Publikum, besonders das weibliche und ganz besonders Tina um den kleinen Finger zu wickeln verstand, konnte das sympathische “Sexsymbol der jungen deutschen Rock´n´Roll-Generation” nur ein Wunderkind sein. Wenn er jedoch mit großen Augen von seiner Mutter und ihren Spätzle sprach, war man geneigt, in ihm letzteren zu sehen. Begann das Büble nun von seinem Dörfli Neu-Kupfer zu erzählen, war es wieder wunderbar.

Kurz und gut: Krebs bot ein warmes Programm, das sich von anderen erfrischend unterschied und das eigentlich seinem Vorbild Richard Clayderman gewidmet ist. Im sexy Leopardenhemd tigerte er auf der Bühne herum bis zu dem Augenblick, in dem er Tina zu sich bat. Ab da mimte er den Löwen und liebte es zugleich, das handzahme Kätzchen zu sein. Schnurrend hievte er die angebetete “Badenserin” per Hexenleiter auf seinen Flügel, damit sie sich dort für ihn auf dem ausgebreiteten Fell etwas räkeln kann. Halt. Es blieb alles im grünen Bereich. Charmant, heiter, gesellig. Bei einem Schlückchen Schampus und gedämmtem Licht. Sanfte Vibrationen hörte man den Tönen dennoch an.

Ob Krebs nun Schweinkram sang, von missratenen Körperteilen oder über Melanie, sein Clayderman-Medley, in dem er Musikklassiker quer durch den Gemüsegarten verwurstete, auf der Suche nach Passagen aus der “Ballade pour Adeline” oder seinen “Hausverbot bei Aldi”-Song, Schlager-Persiflagen, den Hit von den einsamen Strümpfen oder von “Peter Primmichs Pubertät” – die Stimmung lag nie lahm. Dank des schwäbisch-natürlichen Charmes und des offenen Humors von Krebs haben sich die Gäste prächtig amüsiert. Auch hat der studierte Musikus stimmlich einiges drauf. Manchmal schien es, Peter Kraus schluchzt sich durch die Noten. Dass zudem ein Namens-Doppelgänger anwesend war, Michael Krebs aus Wienhausen, ursprünglich Heilbronn, setzte der Komik die Krone auf.

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