Phantasievolle Werke im Viva in Bröckel

Eines haben die Werke von Kristina Bork-Frieling vielen voraus. Ihre Protagonisten verzücken mit einer Gabe: sie können sehen, glauben, lieben und sich vom Zauber des Lebens gefangen nehmen lassen. In dieser Weise wirken sie, sind sie naiv, naiv auch von ihrer Schöpferin geschaffen, hineingemalt in innigste Geborgenheit. Ihre Ausstellung “Ein Stück vom Paradies” ist in Bröckel zu sehen.

BRÖCKEL. Kinder tragen leuchtende Laternen mit demselben Leuchten in den Augen. Liebespaare schweben leichtherzig über den Dächern einer Stadt, wissend, dass ihr Zustand ein behüteter ist. Eine alte Frau spiegelt voll Weisheit und Güte das Licht aus kleinen Kinderhänden und lustige Kobolde lassen es sich im Schatten riesiger Pilzköpfe gut ergehen.

Die Schöpferin dieser illustrativen Fabelreiche lebt, so meint man, in ihrer eigenen, wundervollen Welt. Möglich, dass sich Kristina Bork-Frieling einfach ihr Kinderherz bewahrt hat. Fast scheint es mitgewachsen zu sein. “Sonnenkinder”, “Fliegende Waldspiele” oder “Komm ins Herz” – schon die Titel der Werke, ausgestellt in den lichtdurchfluteten Räumen im “Viva Bröckel”, verraten viel über deren Wesen. Ein ewiger Frieden, innerste Glückseligkeit und die große Gewissheit, dass alles, was ist, gut so ist. Fast autobiographisch liest sich da die Schlussstrophe in Bork-Frielings Gedicht “Drei Bäume”, in einer Fenster-Lünette: “Drei Bäume, sie stehen, sie warten und glauben daran; Frühling, Sommer, Herbst und Winter, Schönheit, die nie vergehen kann.”

Auffällig ist die aufwendige Durchgestaltung der Werkpräsentation. Auf eigens für die Ausstellung angefertigten Säulen schweben Engelfiguren aus Speckstein oder kniet ein Elfenwesen. Im Eingangssaal, im langen Flur sowie im Saunagang wurden Gemälde und Skulpturen liebevoll arrangiert. In letzterem vorherrschen Hinterglas-Malereien, die nicht nur von gewöhnlichen Rahmen umschlossen sind, sondern ebenso in zehn Einzelfeldern eines Fensterflügels zum Vorschein kommen.

Passende Worte zu den Werken der vor zehn Jahren aus München zugezogenen studierten Gebrauchsgrafikerin fand während der Vernissage zur Ausstellung “Ein Stück vom Paradies” Anne Bulgrin, die davon sprach, dass sich in ihnen Wirklichkeit und Traumwelten geheimnisvoll verbänden. In den Specksteinen sei es Bork-Frieling gelungen, “die Materie aufzuheben und die Engel schweben zu lassen.” Für die musikalische Umrahmung sorgten die Jugend-musiziert-Erprobten Simon Bach (Klavier) und Julian Kinzel (Flöte).

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist im “Viva”, Zum Bolz 12, in Bröckel bis zum 25. November, täglich von 13 bis 20 Uhr, zu sehen. Infos unter Tel. (05144) 93660.

erschienen in der Celleschen Zeitung am 24.10.2005

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